Das Brodhaus (Nr. 13) ist das einzige erhaltene Gildehaus in Einbeck und befindet sich an der Ecke zur Münsterstraße. Seit 1333 wird das Gebäude erstmals urkundlich erwähnt und diente neben Versammlungen und Festen auch als Herberge für wandernde Bäckergesellen. Seit 1444 wird das Haus Brodhaus genannt. Es ist eng mit der Geschichte der Bäckergilde verbunden und hat eine lange Tradition in Einbeck.
Im Jahr 1596 schenkte der Einbecker Augustinermönch Heinrich sein von den Eltern geerbtes Haus der Bäckergilde unter der Bedingung, dass diese jährlich für ewige Zeiten allen Pfarrkirchen im Umkreis von zwei Meilen kostenlos Hostien für das Abendmahl liefern sollte. Nach der Zerstörung durch den Brand von 1540 wandte sich die Bäckergilde an diese Kirchen mit der Bitte um Wiederaufbauhilfe, da sie sonst die Hostien nicht weiter unentgeltlich liefern könnten. Die umliegenden Kirchen halfen bei der Wiederaufbauhilfe im Jahr 1552 und auch bei einer notwendigen größeren Renovierung des Brodhauses 1719/20 halfen die umliegenden Kirchen mit 34 Talern.
Im erhalten gebliebenen Gildenbuch sind die Hilfen für den Wiederaufbau des Hauses und die Verpflichtung zur Lieferung von Oblaten an die Kirchen im Umkreis von zwei Meilen verzeichnet. Diese Verpflichtung besteht auch heute noch, wird aber selten abgefragt.
Das Brodhaus wurde normalerweise für 3 oder 6 Jahre an Mitglieder der Zunft verpachtet, die neben der Zahlung des Pachtgeldes auch für die Instandhaltung und Überlassung von Räumlichkeiten für Gildenangelegenheiten zu sorgen hatten. Außerdem durften sie kein Weißbrot verkaufen. Seit Anfang des 19. Jahrhunderts wurde das Haus auf Erbzins verkauft. Das an der Hausecke angebrachte metallene Bäckergildenschild aus dem späten 18. Jahrhundert ist weiterhin Eigentum der Bäckerinnung.
Das sieben Gefache breite und zehn Gefache tiefe Haus war auf der Marktplatzseite aus Feuerschutzgründen bis 1939 verputzt. Ein drei Gefache breiter Erker in der Mitte ging bis unter das Dach und war mit umlaufenden Sprüchen in niederdeutscher Sprache aus dem Johannes- und Matthäus-Evangelium verziert, die heute aufgrund des Rückbaus unvollständig sind. Der mit geschnitztem Bogen gefasste Hauseingang ist seit einer Renovierung in den 1960er Jahren wie ursprünglich wieder in der Hausmitte.
Das Brodhaus ist ein wichtiges historisches Gebäude in Einbeck und erinnert an die lange Handwerkstradition der Stadt. Ein Besuch des Brodhauses ist daher unbedingt zu empfehlen, um mehr über die Geschichte der Bäckergilde und des Bäckerhandwerks zu erfahren.
