Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn
Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn
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Ort:
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AdresseAutobahn 2
39365 Harbke
Die Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn liegt direkt an der Autobahn 2 auf der heutigen Grenze von Niedersachsen zu Sachsen-Anhalt. Hier befand sich der Grenzübergang Helmstedt-Marienborn, der größte und bedeutendste Grenzübergang an der innerdeutschen Grenze während der Deutschen Teilung. Der Kontrollpunkt Helmstedt wurde nach der Wiedervereinigung vollständig abgebaut, während die Grenzübergangsstelle Marienborn bis heute erhalten geblieben ist und als Gedenkstätte dient.
Im Sommer 1945 errichteten die vier Siegermächte an der Autobahn Berlin-Hannover den Alliierten Kontrollpunkt Marienborn-Helmstedt, der an der Demarkationslinie zwischen der britischen und sowjetischen Besatzungszone lag. Mit der Gründung der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik im Jahr 1949 wurde diese Linie zur Staatsgrenze zwischen den beiden deutschen Staaten. Die Grenzübergangsstelle (GÜSt) Marienborn entwickelte sich im Laufe des Kalten Krieges zum wichtigsten Kontrollpunkt zwischen Ost und West.
Nachdem die DDR 1950 das Kommando über alle Grenzübergangsstellen übernommen hatte, blieb die Kontrolle von alliierten Militärtransporten in den Händen der Alliierten. Aufgrund des wachsenden Verkehrsaufkommens wurde Anfang der 1970er Jahre ein neues Kontrollareal gebaut, das hauptsächlich zur Abfertigung von Transitreisenden und Güterverkehr zwischen der Bundesrepublik und West-Berlin diente.
Von Mitte der 1970er Jahre bis zum Ende der GÜSt im Sommer 1990 waren etwa 1.000 Mitarbeiter im Dreischichtsystem mit den Kontroll- und Sicherungsmaßnahmen beschäftigt. Dazu gehörten Passkontrolleure des Ministeriums für Staatssicherheit, Zollkontrolleure und Soldaten der Grenztruppen. Zusätzlich gab es zivile Beschäftigte wie Kassiererinnen, Mitarbeiter des Reisebüros oder medizinisches Personal.
In den 1980er Jahren passierten fast 12 Millionen Reisende pro Jahr die GÜSt Marienborn, überwiegend Bundesbürger und Reisende aus Westeuropa. Die restriktive Reisepolitik der DDR verhinderte jedoch, dass ein Großteil der DDR-Bürger das westliche Ausland bereisen konnte. Erst mit der friedlichen Revolution 1989 änderte sich dies und DDR-Bürger konnten die GÜSt Marienborn in Richtung Helmstedt passieren.
Am 1. Juli 1990, mit der Wirtschafts-, Währungs- und Sozialunion von Bundesrepublik und DDR, fielen die seit der Grenzöffnung am 9. November 1989 nur noch formal durchgeführten Kontrollen endgültig weg. Die Grenzübergangsstelle Marienborn verlor damit ihre Funktion und wurde später zur Gedenkstätte, die an die Zeit der deutschen Teilung und die Ereignisse an diesem historischen Ort erinnert.
Die Gedenkstätte umfasst viele ehemalige Wachhäuser, die heute offen stehen und besichtigt werden können. Dazu gehören die Zollkontrolle für PKW-Ein- und Ausreise, die Stabsgebäude, die Leichenhalle, die Passkontrolle für PKW-Einreise und die Beschauerbrücke mit Rollschranke, liebevoll „Fiffi“ genannt. Die Rollschranke war in der Lage, selbst 50 Tonnen schwere LKWs, die mit einer Geschwindigkeit von 80 km/h fuhren, zu stoppen. Die Lichtmasten, die auf den Außenbildern der Gedenkstätte zu sehen sind, waren komplett begehbar und pro Lichtmast wurden 8.000 Watt blend- und schattenfrei ausgeleuchtet.
Im Stabsgebäude befindet sich heute eine Dauerausstellung, die die Geschichte der Grenzübergangsstelle eindrucksvoll dokumentiert. Besonders interessant ist ein original und völlig unangetastetes Büro im 1. Obergeschoss, das allerdings nur durch eine Scheibe betrachtet werden kann. In der Leichenhalle wurden damals Leichen kontrolliert, die überführt wurden. Die Passannahmestelle mit Doppelgurtbandförderer befand sich etwas vorverlagert von der Passkontrolle PKW-Einreise, wo Reisende ihre Pässe einem hauptamtlichen Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit geben mussten. Diese wurden dann in eine Kunstledermappe gelegt und durch das Förderband zur Pass- und Identitätskontrolle transportiert.
Die Gedenkstätte Marienborn bietet einen eindrucksvollen Einblick in die Zeit der deutschen Teilung und die Grenzkontrollen, die das Leben der Menschen auf beiden Seiten der Grenze beeinflussten. Der Eintritt zur Gedenkstätte ist kostenlos, und sie wird vom Land Sachsen-Anhalt finanziert. Ein Besuch der Gedenkstätte ist nicht nur für Geschichtsinteressierte empfehlenswert, sondern auch für jüngere Generationen, die die deutsche Teilung und den Kalten Krieg nicht miterlebt haben, um ein besseres Verständnis dieser historischen Epoche zu gewinnen.